Händels „Halleluja“ auf der Drehorgel

Zum Benefizkonzert für die neue Orgel in der Kirche am Stölpchensee

Am Samstag, dem 9.1.2010, wurde zum Drehorgelkonzert in die Stölpchensee-Kirche eingeladen.
Neugierig und begeistert von der Idee, von kleinen Drehorgeln Musik in der Kirche zu hören, um Spenden für eine große, neue Orgel „einzuspielen“, traf ich schon eine Stunde vor Beginn am Ort des Geschehens ein. Die äußeren Bedingungen hätten nicht ungünstiger sein können: In der Nacht zum Samstag gab es soviel Neuschnee wie schon in den letzten Jahren nicht mehr, und es schneite den ganzen Tag weiter. Das Ehepaar Redlich, Mitglieder in unserem „Verein für Kultur und Geschichte in Wannsee e.V“ hatte sich sehr darum gesorgt, wie wohl ihre Mitstreiter aus Reinickendorf und Marzahn nach Stolpe gelangen würden, aber keiner fiel aus. Und wie sollten bei uns vor allem ältere Herrschaften den Weg zur Kirche zurücklegen, da der Bürgersteig oft nur notdürftig vom Schnee befreit und nicht vorschriftsmäßig gestreut und der Fahrdamm auf den Nebenstraßen nicht geräumt war?

Als um 15.30 Uhr der ehrenamtliche Küster mit seiner Frau eintraf, fürchteten wir zu dritt, wohl so ziemlich die einzigen Zuhörer zu bleiben.
Aber da kannten wir offensichtlich die Wannseer nicht! Hatte ich noch zu Beginn der Woche mindestens 30 Telefonate geführt und viele Zusagen unserer Mitglieder erhalten, so ließen sie uns, d.h. vor allem das Ehepaar Redlich mit seinen Musikerfreunden, nicht im Stich. An die 80 bis 100 Personen waren anwesend, und das Ergebnis der Sammelaktion konnte sich auch sehen lassen: 505 €.

Viele Damen und Herren erzählten, dass es sie schon einige Überwindung gekostet hätte, aber dass sie für ihre Sorgen so großartig entschädigt wurden durch dieses liebevoll zusammengestellte Drehorgelkonzert. In gut einer Stunde sind wir durch die hervorragende Moderation von Frau Redlich über die Geschichte von Drehorgeln kurz informiert worden; auch eine lustige Anekdote, Richard Wagner und einen Drehorgelspieler betreffend, wurde zum Besten gegeben. Bass erstaunt über die Vielseitigkeit von Drehorgeln hörten wir nun sehr verschieden geartete Musikstücke, von denen ich einige vorstellen werde. Am meisten hat mich beeindruckt, wie Händels „Halleluja“  auf der Drehorgel in unserer Kirche klang. Ja, und bei Beethovens „Ode an die Freude“ hätte ich gern – wie Frau Redlich vorschlug – Schillers Text mitgesungen, aber das erlaubte meine nicht für öffentlichen Gesang geeignete Stimme leider nicht. Meine Nachbarin hätte singen können, hatte aber den Text nicht parat. Ja, so ungleich ist das manchmal im Leben verteilt. Weitere klassische Stücke wie Offenbachs „Barcarole“ oder Mozarts „Kleine Nachtmusik“ oder sein „Türkischer Marsch“ begeisterten die Zuhörer. Aber der leichten Muse wurde ebenfalls gehuldigt: passend zum Wetter mit der „Petersburger Schlittenfahrt“ und mit dem von Herrn Redlich gespielten „Schneewalzer“. Doch konnten wir uns auch der Hoffnung auf eisfreies Wasser hingeben, als Frau Redlich hier am Stölpchensee die „Capri- Fischer“ spielte.

Die verschiedenen Nuancen der fünf Drehorgeln erfreuten uns sehr, und der lang anhaltende Applaus ließ uns noch ein paar Zugaben hören.
Das anschließende Angebot, nach dem Konzert nach vorn zu kommen, die Drehorgeln näher zu betrachten, sogar auch einmal selbst „Hand anzulegen“ und Fragen an die Spieler zu stellen, wurde sehr rege und ausdauernd angenommen. (Zum Abschluss konnte man auf den Kirchturm steigen und unsere Glocken wie auch unser wunderschönes Glockenspiel bewundern.)
Schon als Kind hatte ich begeistert den Drehorgelspielern zugehört und zugeguckt und bin mit meinen Spielkameraden eine ganze Weile von Hinterhof zu Hinterhof mitgezogen, um die in Papier eingewickelten Groschen, die aus den verschiedenen Stockwerken hinuntergeworfen wurden, den Spielern auf ihren „Leierkasten“ zu legen. Dass heute das Besitzen von Drehorgeln ein kostenaufwändiges Hobby ist, hat uns das Ehepaar Redlich schon einmal in einem Vortrag in unserem Verein erklärt. Wir sagen ein herzliches Dankeschön Inge und Horst Redlich wie auch den drei anderen Interpreten, Frau und Herrn Zweig sowie Herrn Philipp, dass sie uns hier in Wannsee mit ihrer Musik erfreut und obendrein noch so einen erfolgreichen Beitrag für die neue Orgel in unserer alten Dorfkirche geleistet haben!

Hannelore Bolte

(Fotos: Günter Rahn)

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