Herr Gertis hält einen Vortrag über die Anfänge des Dorfes Stolpe bis zum Ende des 30-jährigen Krieges.
Das Havelland, in dem das Dorf Stolpe lag bzw. liegt, war ursprünglich germanisches Siedlungsgebiet, in dem die Semnonen lebten. Diese zogen während der Völkerwanderung nach Südwesten an den Oberrhein und wurden fortan von ihren Nachbarstämmen Alemannen genannt. In das weitgehend entvölkerte Land zogen nun die slawischen Stodoranen oder Heveller. Der letzte Hevellerfürst, der kinderlos verstarb, vererbte das Havelland an Albrecht den Bären. So kam Stolpe unter askanische Herrschaft.
Die erste urkundliche Erwähnung Stolpes fand am 11. April 1299 statt. Diese Urkunde mit Übertragung und Übersetzung kann in unserer Festschrift „700 Jahre Stolpe“ nachgelesen werden. Darin wird die Stadt Teltow mit einigen Dörfern, darunter auch Stolpe, vom askanischen Markgrafen Hermann an den Bischof von Brandenburg verpfändet. Dort blieb Stolpe bis zur Säkularisierung nach der Reformation und kam dann vom Amt Ziesar an das Amt Potsdam.
Die Bedeutung des Dorfnamens Stolpe ist umstritten. Fest steht nur, dass Stolpe, Stolp, Stolpy, Stulp oder Slup soviel wie Säule, Pfeiler, Pfahl oder Pfosten bedeutet.
Im Landbuch Karl IV. erscheint Stolpe mit 16 Hufen, von denen der Schulze drei hat. Jede der übrigen 13 Hufen gibt 6 Schillinge Zins und Bede. Diese wurden vom Schulzen eingetrieben. Eine Hufe war eine agrarische Flächeneinheit, deren Bewirtschaftung den Unterhalt einer Familie sicherstellen sollte. Bei guten Böden war sie kleiner, bei schlechten größer. Im Durchschnitt betrug sie 50 Morgen.
Im Churfürstlichen Landschoß von 1451 und in der Germania sacra von 1550 werden als Abgaben Stolpes jeweils rund 16 Gulden angegeben. Es fällt dabei auf, dass Stolpe als Fischerdorf von den vielen möglichen Abgaben an das Bistum nur Zins (Steuer), aber kein Fischgeld zu zahlen hatte.
Der Dreißigjährige Krieg war für Stolpe nicht nur durch die Plünderungen der schwedischen und kaiserlichen Truppen verheerend, sondern auch durch die in dieser Zeit vielen Pest-Epidemien. Bei Kriegsausbruch gab es in Stolpe neun Bauern, zwei Kossäten, einen Hirten und ein Paar Hausleute, zusammen 84 Dorfbewohner. Von diesen starben während des Krieges 39, also fast die Hälfte. Allein die Familie Zinnow hatte sieben Verstorbene zu beklagen. Nach dem Kriege lebten in Stolpe nur noch der Vizeschulze Jacob Zinnow mit Stiefsohn sowie die Kossäten Voigt, hermann, Wulff und Räcker. Zinnow und Voigt waren schon früher in Stolpe ansässig, die anderen waren entweder zugewandert oder hatten in Stolpe eingeheiratet.
Wie dezimiert die Stolper Familien bei Kriegsende gewesen sein müssen, erhellt auch die Tatsache, dass nach dem Kirchenbuch zwischen 1645 und 1659 keine Amtshandlungen stattgefunden haben.
Marianne Gertis