Der Maler Anton von Werner

Unser Vereinsmitglied, Frau Kiesewalter, lässt bei ihrem Vortrag über Anton von Werner zunächst den Lebensweg des erfolgreichen Malers an uns vorüberziehen. Ergänzt wird der Vortrag in hervorragender Weise durch Lichtbilder aus seinem Leben und Schaffen.

Am 9. Mai 1843 wird Anton von Werner in Frankfurt/Oder geboren als Sohn eines Tischlermeisters. In der Kindheit hatte zunächst alles Musische Vorrang.
Er spielte mehrere Instrumente und durfte dank seines Lehrers im Theaterorchester Bratsche spielen. Hier lernte er den Theatermaler Martinelle kennen, der sozusagen die Weichen für die Berufswahl stellte. Nach Abschluss einer handwerklichen Malerausbildung folgten Studienjahre in Berlin und Karlsruhe bei Professor Schroedter, an dessen Auftragsarbeiten er assistieren durfte. In Karlsruhe lernte er den Dichter Victor von Scheffel kennen und illustrierte dessen Werke. Später folgten Illustrationen von Herders und Schillers Werken.
Im Jahre 1865 ging er nach Paris, wo sein Ölgemälde aus der mittelalterlichen Geschichte: „Heinrich IV. durch Anno von Köln geraubt“ entsteht, das ihm erste Anerkennung als Historienmaler einbringt. 1868 folgte ein einjähriger Aufenthalt in Italien. Hier entstand das Ölbild: „Römerin“.
Im November 1869 kehrte er nach Karlsruhe zurück. Im Juli 1870 brach der Deutsch-Französische Krieg aus. Im Oktober 1870 wurde er nach Versailles gerufen, um diverse militärische Geschehnisse bildlich festzuhalten, z.B. Moltke vor Paris. Von Werner erhielt den Auftrag, die Proklamation Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser zu porträtieren. Hiermit wurde er zum bevorzugten Maler des Kaiserreiches, aus dessen jüngster Geschichte er Schlachten, Staatsereignisse sowie Hoffestlichkeiten effektvoll realistisch darstellte.

Ab August 1871 lebte er mit seiner Frau Malvina in Berlin. Im Jahre 1875 wurde er vom Kaiser als Mitglied der Berliner Akademie der Künste zum Direktor der Kunsthochschule ernannt. Dieses Amt hatte er 40 Jahre lang bis zu seinem Tode inne. Ab 1882 residierte er in einer Quistorpschen Villa in der Colonie Alsen in Wannsee, umgeben von gleich gesinnten Freunden wie Oscar Begas, Hermann Ende, Walter Kyllmann, Carl Becker und Adolf Heyden. 1887 ließ sich Anton von Werner in der Straße zum Löwen 5 ein Landhaus bauen. Er führte mit seiner Frau ein reges gesellschaftliches Leben. Gelehrte und Künstler, ja sogar der Kronprinz zählten zu seinen Gästen.

Im Laufe seines Lebens erhielt der erfolgreiche Künstler zahlreiche Orden und Auszeichnungen, nicht nur vom Hof, sondern auch aus dem Ausland (z. B. Kunstakademie Venedig). Fasst man sein Lebenswerk zusammen, so kann man sagen, er hat sich vom gewandt kopierenden und zeichnenden Akademieschüler über den spätromantischen Historienmaler, dem unermüdlichen Illustrator, dem Landschaftsmaler und Porträtisten, dem Schöpfer religiöser Arbeiten, dem Genremaler zum Chronisten des Deutschen Kaiserreiches entwickelt. Seine ablehnende Haltung gegenüber moderner, zeitgenössischer Kunst führte zur Gründung der Berliner Sezession und letztlich zu einer Abwertung seiner Arbeiten.
Am 4. Januar 1915 starb er im Alter von 72 Jahren in Berlin. Aus heutiger Sicht können wir sagen, auch wenn seine Bilder nicht mehr zeitgemäß sind, so bleiben sie doch weiterhin präsent, denn sie dokumentieren Geschichte in Bildern und tragen dazu bei, uns Geschichte ins Bewusstsein zu rücken.

Ingrid Brieger

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