Frau Hannelore Bolte kann zum ersten Treffen im Neuen Jahr wieder viele Mitglieder und Gäste begrüßen. Sie bedankt sich für die Hilfe bei der Ausgestaltung der Weihnachtsfeier am 10.12.2010, für das Programm und die köstlichen Beiträge zum Buffet.
Sie weist dann auf das Programm für das neue Jahr hin, insbesondere auf die Fahrt am 18.6.2011 nach Greifswald, für die jetzt Anmeldungen entgegen genommen werden.
Frau Bolte berichtet von einer Anfrage des RBB-Senders, der im Rahmen der Reihe „Geheimnisvolle Orte“ Zeitzeugen sucht, die über Ereignisse in Wannsee (z.B. Reichsluftschutzschule, Villenkolonie Wannsee nach dem 2. Weltkrieg, Landung von Wasserflugzeugen auf dem Großen Wannsee während der Blockade etc.) erzählen könnten. Frau Bolte habe Frau Radusch schon angesprochen, an Frau Buchwitz-Wiebach sei gedacht. Erfreulicherweise erklärt sich Herr Kiesewalter zu einem Gespräch bereit.
Herr Gertis informiert darüber, dass in Artikeln in „Der Tagesspiegel“ und der „Berliner Morgenpost“ über die Renovierung des Jagdschlosses Glienicke geschrieben wurde, wonach der in den 60er Jahren angefügte gläserne Vorbau erhalten bleiben sollte. In Absprache auch mit Frau Bolte habe Herr Locherer beim Landeskonservator im Namen des Vereins gegen dieses Vorhaben schriftlich protestiert und für die Wiederherstellung der barocken Fassade plädiert. Doppel dieses Schreibens gingen an den Regierenden Bürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden im Berliner Abgeordnetenhaus. Dies wurde zustimmend zur Kenntnis genommen.
Herr Locherer berichtet darüber, dass die katholische Gemeinde zwei Glocken der Kirche St. Michael ersetzen müsse. Um die notwendigen Mittel zu beschaffen, wird „Glockenwein“ verkauft. Er bietet diesen heute und an den kommenden Treffen an. Frau Bolte erwähnt in diesem Zusammenhang, dass der Vorstand über einen Beitrag des Vereins zum Glockenkauf beraten und den Mitgliedern einen Vorschlag zu Beschlussfassung vorlegen werde.
Frau Bolte begrüßt dann unser Vereinsmitglied, Herrn Jochen Reinecke, den Referenten des Abends:
Das Berlinische gilt nach vorherrschender Meinung als eigenständige Mundart, die in leichtes, mittleres und starkes Berlinisch eingeteilt werden kann. Durch die Teilung Berlins nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Sprache unterschiedlich entwickelt. Im Westen wird sie eher als vulgär angesehen und ist weitgehend durch Hochdeutsch mit berlinischem Akzent verdrängt, während sie im Osten der Stadt auch heute noch allgemein gebräuchliche Normalsprache ist. Man kann dies vielleicht damit begründen, dass es ein Versuch der Berliner war, sich gegen das vorherrschende Sächsisch der dort regierenden Kreise zu wehren.
Es ist aber auch zu beobachten, dass im heutigen Berlin die Mundart weiter lebt und in ihr neue Bezeichnungen bei Frotzeleien, Aggressivitäten und im Humor entstehen. Wörter verändern ihre Bedeutung und bilden sich auch heute noch neu durch Zuwanderung von Dialekt sprechenden Deutschen und Ausländern, wie dies schon immer war. Im Mittelalter war die in Berlin und in der Mark gesprochene Sprache ein niederdeutsches Platt, das Siedler seit dem 12. Jh. vom Niederrhein mitbrachten. Im 16. Jh. kam es zu Veränderungen durch das Mittelhochdeutsche. Um 1700 beeinflussten die Hugenotten unsere Sprache, als jeder fünfte Berliner französischer Herkunft war. Im 19. Jh. haben die Lausitz und auch die mittlere und nördliche Mark Spuren hinterlassen.
Herr Reinecke stellt dann an unzähligen Beispielen, deren Aufzählung den Rahmen dieses Berichts sprengen würde, dar, wie heute gebräuchliche Ausdrücke, Redewendungen und grammatische Konstruktionen entstanden sind, wobei Jiddisch, Sorbisch, Polnisch und Preußisch ganz besonders einflussreich waren. Heute kommen insbesondere türkische und angloamerikanische Einflüsse dazu.
Mit einem regen Austausch von eigenen Sprach- und Sprech- Erfahrungen endet wieder ein amüsanter Abend, der selbst geborenen Berlinern neue Einsichten in ihre Sprache brachte und mit viel Beifall bedacht wird.
Ulrich Locherer