Besuch der Gärten der Welt in Marzahn

Es ist Sommer, alle Teilnehmer dieses Ausfluges des Kulturvereins in Wannsee sind auf Sommer eingestellt und treffen sich voller Vorfreude am S-Bahnhof Wannsee. Das große S-Bahn-Chaos der letzten Wochen soll vorbei sein, aber Frau Bolte hat sich für die Regionalbahn entschieden. Und so schweben wir im “Doppeldeckerzug” Richtung Berlin zum Alex und dort in die U-Bahn und anschließend in den Bus. Die Anschlüsse klappen vorzüglich und so sind wir sehr schnell am Ziel und werden dort von den Autofahrern und Pater Schwierzi erwartet. In Marzahn hat der Sommer Pause eingelegt, und einige Teilnehmer hätten gern ihre Sonnencreme gegen eine wärmende Jacke eingetauscht.

Hocherfreut sind wir, als wir den “Balinesichen Garten” betreten. Wir sind in den Tropen, es ist warm und sehr feucht. Umschauend erblicken wir eine fremde tropische Welt. Er nennt sich der “Garten der drei Harmonien” und strahlt auch Harmonie aus. Er ist als Teil eines typischen Wohnhofes im südlichen Bali gestaltet – dazu gehören auch vier Haus- und Familientempel und viele tropische Pflanzen. Durchgewärmt erreichen wir nun den Koreanischen “Seouler Garten”. Dieser Garten ist ein Geschenk der Stadt Seoul an Berlin. Als Vorbild diente das “Haus der einsamen Freude” des Konfuzianers Eon Jeok Lee, das um 1516 errichtet wurde. Der Garten zeichnet sich durch eine abwechslungsreich gestaltete naturnahe Landschaft, Höfe, reichen Figurenschmuck und einen Pavillon aus. Es gibt wunderschöne Aus- und Einblicke in die reiche Landschaftsgestaltung.

Im Renaissancegarten

Mit “Drei-Meilen-Stiefeln” sind wir bereits in Japan. Frau Bolte, wie immer sehr gut vorbereitet, gibt erste Informationen. Shunmyo Masuno, ein Professor und Zen-Priester aus Yokohama, übernahm im Jahre 2001 die Gestaltung dieses Gartens. Er wurde geplant als “Garten des zusammenfließenden Wassers”, in der Verschmelzung Harmonie finden. Vom Haupttor aus führt ein Rundweg durch die unterschiedlichen Gartenräume. Wir erreichen den Karl-Foerster-Staudengarten als Beispiel deutscher Gartenbaukunst Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Staudenzüchter, Gärtner und Schriftsteller, der vor knapp 100 Jahren seine Gärtnerei in Potsdam – Bornim eröffnete, hat mit seinem Garten, den Büchern und vor allem den vielen Einführungen von Wild- und Kulturstauden die deutsche und internationale Gartenkultur nachhaltig beeinflusst. Damit wird die Marzahner Kollektion internationaler Gartenschmuckstücke um einen zeitgenössischen deutschen Beitrag zur Gartenkultur bereichert.

Und nun machen wir einen großen Sprung in das “Reich der Mitte”, nach China! Es begrüßt uns die große Statue von Konfuzius, dem großen Philosophen Chinas, dessen zentrales Thema seine Lehre von der menschlichen Ordnung darstellt, die seiner Meinung nach durch Achtung vor anderen Menschen und Ahnenverehrung erreichbar sei! Unter seinen Blicken durchschreiten wir das rote Tor und tauchen ein in die Welt Chinas. Im Jahre 2000 konnte der Chinesische “Garten des wiedergewonnenen Mondes” nach vierjähriger Bauzeit eröffnet werden. Sein Name steht für die Wiedervereinigung der früher geteilten Stadt Berlin. Mit 2,7 Hektar ist er der größte chinesische Garten in Europa. Die Planung erfolgte in Kooperation mit der Partnerstadt Peking. Alle Gebäudeteile und die eindrucksvollen Thai-Hu-Steine wurden aus China eingeführt. Die Bauarbeiten übernahmen chinesische Facharbeiter. Ein Teehaus, das “Berghaus zum Osmanthussaft”, ist über Uferwege und eine Zickzackbrücke mit anderen typischen chinesischen Bauten verbunden. Das Zentrum des reich bepflanzten Gartens bildet ein 4.500 Quadratmeter großer See. Viele Bauwerke mit phantasievollen Namen bereichern diesen Garten ebenso wie Pflanzen und Bäumen, deren tiefere Bedeutung das Eintauchen in die chinesische Lebensart erforderlich machen würde. Wir schauen, betrachten und genießen und beneiden die Menschen, die im Teehaus mit viel Zeit ihren Tee trinken können. Uns treibt die knappe Zeit leider weiter . . .!

Statue des Konfuzius im chinesichen Garten
Agapanthus im orientalischen Garten

Über Wege durch hübsche Blumenrabatten erreichen wir den “Italienischen Renaissancegarten”. Die erst 2008 eröffnete Gartenanlage trägt den Namen “Giardino della Bobolina” und nimmt Bezug auf die Boboli-Gärten in Florenz. Klare Formen, eine Beschränkung der Stilmittel und eine überschaubare Größe zeichnen diesen idealen Renaissance-Garten aus, der seine Besucher in den einmaligen Zauber der berühmten Villengärten der Toskana eintauchen will. Vorbei an dem Irrgarten kommen wir zum Orientalischen Garten, dem “Garten der vier Ströme”. Wir erreichen ihn durch das große “BAB-AL-JANNAN”, das “Tor des Gartens”. Er steht für die Gartentradition verschiedener Länder des Orients und umfängt uns schnell mit seinem besonderen Charme. Seine Gestaltung als von einer Mauer umschlossener, durch “Vier Ströme” gegliederter Gartenraum entspricht symbolisch der Idee des Paradieses, wie sie sich im Alten Testament oder im Koran wiederfindet. Ein Rundgang durch diesen Garten lädt zum Träumen “von 1001 Nacht” ein.
Diese zwei Stunden in diesem wunderschönen Erholungspark Marzahn waren eigentlich viel zu kurz, es blieb wenig Zeit zu verweilen, zu genießen oder einfach nur der eigenen Fantasie zu folgen. Aber nun fordert das leibliche Wohl sein Recht, und wir marschierten nunmehr forschen Schrittes (einige fuhren auch mit den “Öffentlichen”) zur Gaststätte. Dort war für uns bereits alles vorbereitet, und so konnten sich alle an einem langen Tisch endlich den wohlverdienten Speisen und Getränken zuwenden. Nunmehr gestärkt und erfrischt geht es wieder heimwärts. Per Tram und Bahn und Regionalzug erreichen wir sehr schnell unser “Wannsee”. Wir werden sicher noch lange über diesen schönen Besuch in den für uns “fremden Welten” nachdenken.

Inge Redlich

(Fotos: Inge Redlich)

Nach oben scrollen