Burgen und Herrenhäuser in der Mark Brandenburg

Frau Bolte begrüßt Herrn Aribert Kutschmar, der uns in einem Vortrag und anhand von Dias „Burgen und Herrenhäuser in der Mark Brandenburg“ vorstellt.

Herr Kutschmar schlägt zu Beginn einen Bogen von einfachsten Befestigungsanlagen lokaler Häuptlinge über antike Burgen (z.B. Mykene), Burgen in geschichtlicher Zeit in Europa und insbesondere Deutschland zu Schlössern und Herrenhäusern und erläutert daran den Wandel der Bedeutung und Gestaltung dieser Bauwerke im Hinblick auf die Fortentwicklung der Waffentechnik. Wegen der topographischen Situation in Brandenburg und der verwirrenden Geschichte sind nur ganz wenige und rudimentäre Beispiele für Burgen erhalten geblieben. Auch von den 780 vom Krieg verschonten Herrenhäusern sind nach der Wiedervereinigung nur 350 Häuser in unterschiedlichstem Erhaltungszustand übrig geblieben. Schlösser der Krone werden in die Betrachtung nicht einbezogen.

Eine allgemeine Betrachtung des Themas führt zu der Feststellung, dass Burgen seit frühester Zeit der Festigung des Status von „Häuptlingen“ dienten, die ihren Familien- und Stammesmitgliedern in Notzeiten Schutz und Zuflucht zu bieten hatten. Von auf Hügeln („Motten“) oder auf Fluss- und Sumpfinseln errichteten palisadengeschützten Holzhütten über Höhenburgen des Mittelalters reicht die Palette.

Die Erfindung des Schießpulvers und Entwicklung von Kanonen im 15. Jh. beendete dann die Zeit der Burgen und leitete über zum Festungsbau und der Entwicklung von Schlössern und Herrenhäusern. Der ab dem 18. Jahrhundert zu beobachtende Bau von Burgen ist der Romantik geschuldet und hat keine reale Bedeutung.

In der Mark Brandenburg gibt es zuerst die Volksburgen slawischer Stämme, von denen ein Beispiel die Slawenburg Raddusch im südlichen Spreewald als moderne Rekonstruktion zu sehen ist. Vor Belehnung der Hohenzollern mit der armen Mark Brandenburg (1417) gab es nur ganz wenige Burgherren, die sich gegen die mächtigeren Nachbarn (Sachsen, Mecklenburg, Pommern) halten konnten. Dabei handelt es sich vornehmlich um die Sitze der drei Bischöfe in Brandenburg, Havelberg und Lebus, sowie weltlicher Herren, wie der Askanier und befestigter Städte, deren Bürger sich insbesondere mit den Bischöfen anlegten. Als herausragende Beispiele gelten Bauten der Bischöfe von Havelberg mit dem Dom und den Ausweichburgen in Wittstock und der Plattenburg sowie Brandenburg mit Ziesar. (Der Bischof konnte sich in Lebus nicht halten und setzte sich später in Fürstenwalde auf einer Spreeinsel fest.) In befestigten Städten werden Klosterbauten errichtet, die ebenso wie Kirchen sehr oft als Wehranlagen gebaut werden. Als Beispiele der verschiedensten Anlagen werden Bauwerke in Beeskow, Stolpe bei Angermünde (Bergfried mit 19 m Höhe und 18 m Durchmesser mit Mauerstärke von 6 m), Ravenstein, Belzig (alte sächsische Anlage) gezeigt. Nach Einführung der Feuerwaffen werden „Veste Häuser“ gebaut, von denen als Beispiele Gartz bei Neuruppin, Bagow, Badingen (jetzt Renaissanceschloss) und Fürstlich Drehna gezeigt werden. Heute sind die Ursprünge dieser Anlagen wegen der späteren Zubauten in der Renaissance kaum noch zu erkennen.

Damit kommen wir zu den sogenannten Herrenhäusern, die entweder aus alten Anlagen oder als Neubauten entstanden, wie z.B. Meseberg, Großmachnow, Domäne Dahlem, Kemnitz bei Werder und Groß Rietz. In Reckhahn ist an dem für den „märkischen Pestalozzi“ Eberhard von Rochow erbauten Haus das für den Barock typische Mansardendach (französischer Baumeister Mansarde) zu sehen. Wir werden über Hoppenrade bei Oranienburg, Roskow bei Ketzin, nach Wustrau (Hans Joachim von Ziethen) bei Neuruppin bis nach Meseberg geführt, das nach glanzvoller Restaurierung nunmehr der Bundesregierung als Gästehaus dient. Weiter geht es von Neuhardenberg (früher Quitlitz), dessen Garten vom Schwiegersohn Fürst Pückler meisterhaft angelegt wurde nach Berlin, wo im Park des Schlosses Tegel die von Schinkel erbaute Grabstätte der Familie von Humboldt zu sehen ist, nach Steglitz, wo das von Gilly für General Graf von Wrangel erbaute Schloss steht, zum Gut Neu Kladow und Britz. Mit Bildern des Schlosses in Petzow, der Anlage von Sommerswalde bei Velten im Stil des Historismus und der Hakeburg bei Kleinmachnow endet ein inhaltsreicher Vortrag, der mit großem Beifall bedacht wurde. Frau Bolte drückt Herrn Aribert Kutschmar den Dank der Anwesenden aus.

Ulrich Locherer

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