Frau Bolte erinnert noch einmal an die vielen Veranstaltungen zum 50. Jahrestag des Mauerbaus am 13. August 1961 und weist insbesondere auf die zentrale Veranstaltung in der neu gestalteten „Gedenkstätte Berliner Mauer“ an der Bernauer Straße in Anwesenheit des Bundespräsidenten hin.
Aber auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft fand die Ausstellung „Hinter der Mauer“ im Schloss Glienicke große Beachtung und zog viele Besucher an. Die Ausstellung wurde leider am 03.10.2011 aufgelöst; das Modell der Grenzsituation wird aber künftig in der Villa Schöningen zu sehen sein.
Im Rahmen dieser Ausstellung gedachten in der Klein Glienicker Kapelle die evangelischen Kirchengemeinden von Babelsberg und Wannsee gemeinsam bei einer Gedenkveranstaltung mit Zeitzeugen der Situation der deutschen Teilung.
Es schließt sich eine lebhafte Diskussion über die Notwendigkeit der Aufarbeitung dieser jüngsten Geschichte mithilfe der Stasi-Akten und den Umgang mit ehemaligen Mitarbeitern an.
Dies leitet dann zum Thema des Abends „Invasionsplanungen der DDR-Führung“ über, zu dem Frau Margarete Kliem, unsere 2. Vorsitzende, intensive Nachforschungen angestellt hatte.
Noch zwei Tage vor dem Mauerbau tönt Walter Ulbricht, der Staatsratsvorsitzende der DDR: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen.“ Doch schon von Beginn der 50er Jahre an gab es Planungen des Ostblocks, wie West-Berlin und die gesamte Bundesrepublik Deutschland innerhalb von 24 Stunden einzunehmen und in einen „sozialistischen“ Staat umzubilden sei. Dafür war das Ministerium für Staatssicherheit zuständig. Den westlichen Geheimdiensten bleibt dies jedoch nicht verborgen, und so warnt Präsident J. F. Kennedy eindringlich und erfolgreich vor einer derartigen Aktion. Die Entwürfe gehen aber trotz des Viermächteabkommens vom 03.09.1971 und des Grundlagenvertrages vom 12.09.1972 weiter. 1983 steht die Planung. Als Gorbatschow am 10.12.1984 seine Visionen zu „Glasnost“ und „Perestroika“ bekannt gibt, wird aber klar, dass die DDR keine Unterstützung für ihre Pläne haben würde.
Die Bemühungen der DDR gehen aber unvermindert weiter und werden noch 1986 mit Bezug auf Berlin konkretisiert mit genauen Plänen zur „Einnahme einer großen Stadt“. Dabei findet unser Bezirk Zehlendorf mit seinen amerikanischen Einrichtungen besondere Beachtung. Detaillierte Einmarschrouten werden festgelegt sowie die Übernahme der Verwaltung und wichtiger Einrichtungen der Infrastruktur und der Versorgung. Zielpersonen werden benannt, die sofort zu verhaften und Verhören zuzuführen sind. Gleichzeitig ist die gesamte Wirtschaftsstruktur nach sozialistischem Vorbild in kürzester Zeit umzugestalten.
Die offen zu Tage tretenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten der DDR, die hoffnungslos veraltete Industrie des Ostblocks, die damit einhergehenden Versorgungsmängel und die inzwischen erfolgten Reformen in den anderen Ländern des Ostblocks schüren den Unmut der Bevölkerung in der DDR und führen schließlich zu den gewaltfreien Demonstrationen für Freiheit und Demokratie.
Am 09. November 1989 wird die Mauer geöffnet und es bieten sich den Menschen in ganz Deutschland neue Chancen. Dies geschah an einem für die deutsche Geschichte denkwürdigen Tag: 09. November 1918: Abdankung des Kaisers und Ausrufung der Republik; 9. November 1938: Reichspogromnacht.
Frau Kliem gedenkt abschließend der vielen mutigen Männer und Frauen, die dies möglich machten. Die Anwesenden danken mit anhaltendem Beifall für einen anregenden Abend.
Ulrich Locherer